„Mit viel Herzblut in Szene gesetzt“ (Anja Benndorf)

 

Quelle: Verlag: DIE RHEINPFALZ, Publikation: Unterhaardter Rundschau, Dienstag, 21. Juni 2011

 

ALTLEININGEN:
Die Burgspiele Altleiningen zeigen das Shakespeare-Stück „Was ihr wollt” –
Gelungene Premiere der Komödie

 

Eine turbulente Komödie ist in dieser Saison bei den Burgspielen Altleiningen zu sehen – besser: mitzuerleben. Das Publikum wird sogleich mit der ersten Szene hineingezogen in das Stück, mitgenommen nach Illyrien, dem Ort des Geschehens des Shakespeare-Fünfakters „Was ihr wollt”. Am Samstagabend war Premiere – ein gelungener Auftakt für ein Dutzend Aufführungen, für den es viel Applaus gab.

Aus der Ferne ruft ein Horn, Trommelwirbel kommen näher, dann jagen plötzlich Frauen, Männer und Kinder mit Bocksprüngen und Purzelbäumen in den Theatersaal und hinauf ins Scheinwerferlicht der Bühne. Einer aus dem „Fahrenden Volk”, Oliver Kesberger, der später den Herzog Orsino spielt, allerdings bleibt unten, läuft vor der ersten Reihe hin und her und verkündet den Besuchern: „Wir spielen heute, was ihr wollt!” Das Volksfest hinter ihm verstummt. Vier große weiße Vorhänge werden aufgehängt. Zunächst sind sie Umkleidekabinen für die Akteure, denen aus einer Kiste Kleidungsstücke zugeworfen werden, dann sind sie Teil des spartanischen Bühnenbilds, das hilft, den Blick auf das Wesentliche zu richten.

Große blaue Tücher werden wellenförmig auf und niederbewegt. Begleitet von Geräuschen aus Regenmachern und Rasseln wird daraus ein stürmisches Meer. Viola (Veronika Kirchner) erleidet mit ihrem Zwillingsbruder Sebastian (Georg Kirchner) Schiffbruch vor der Küste Illyriens. Bei dem Unglück werden die beiden voneinander getrennt, jeder glaubt vom anderen, dass er/sie tot sei. Als Viola sich entschließt, in Männerkleidung als Cesario in die Dienste von Herzog Orsino einzutreten, nehmen Irrungen und Wirrungen ihren Lauf. Die Charaktere der Figuren, die dem Zuschauer im Lauf der Geschichte begegnen, sind von den Amateurschauspielern herrlich pointiert herausgearbeitet worden.

Herausragend verkörpert zum Beispiel Thomas Herold den alkoholabhängigen Junker Tobias von Rülp, den Onkel Olivias. Mit schweißnassem, rotem Gesicht kommt er auf die Bühne getorkelt. Er stürzt, wobei er so geschickt fällt, dass aus dem Weinkrug, den er in der Hand hält, kein Tropfen entweicht. Obwohl er lallt, spricht er sehr deutlich, sodass das Publikum selbst in den hintersten Reihen keine Mühe hat, seinen Worten zu folgen. Auch Gestik und Mimik von Herold sind ausgezeichnet.

Ebenso fantastisch spielt Alexander Maier den Narren, der putzig aussieht mit seiner hochtoupierten Tolle und der sich durchaus treffend beschreibt, wenn er sagt: „Mein Gehirn ist nicht so wirr wie mein Schopf.”

Gemeinsam mit dem Edelmann Christoph von Bleichenwang (Jochen Knauff) bilden der Narr und Tobias ein urkomisches Trio, das immer wieder für Lacher sorgt.

Eher eine tragische Rolle hat William Shakespeare in seinem 1601 verfassten Stück mit dem Originaltitel „Twelfth night” Olivias Haushofmeister Malvolio zugedacht. Großartig, wie Martin Steinmetz den zugleich naiven, ehrgeizigen und hochnäsigen Mann mimt, dem das Dreiergespann inklusive der Zofe Maria (Anja Gößling) übel mitspielt.

Als ausführendes Organ dieser Intrige tritt Gerichtsdiener Fabio (Robert Kirchner) auf.

Im Mittelpunkt steht die reiche Gräfin Olivia (Franziska Kirchner), die als „schöne Grausamkeit” daher kommt: Herzog Orsino verzehrt sich nach ihr in einer „Tränenflut der Anbetung”, auch Junker Christoph würde sie gern heiraten, und Tobias ist hinter ihrem Geld her, um seine Saufgelage finanzieren zu können. Sie selbst wiederum hat sich in Cesario verguckt, die/der sich verständlicherweise auf nichts einlassen will, zumal sie/er den Herzog liebt.

Das Ende ist versöhnlich, Schiffshauptmann Antonio (Moses Back) kommt von seinen Ketten frei, Viola bekommt Orsino und Olivia Sebastian.

Das Resümee: Die perfekt kostümierten Akteure, darunter ebenso „alte Hasen” wie „Frischlinge”, haben den Stoff für die unterhaltsame Komödie mit reichlich Wellen- und wenig Tiefgang unter der Regie von Susanne Rechner und Manuela Spieß in gewohnt vorzüglicher Weise mit viel Herzblut umgesetzt.