Wenn die Sphärenharmonie gestört ist(Benjamin Fiege)

 

Quelle: Verlag: DIE RHEINPFALZ,
Publikation: Unterhaardter Rundschau, 1. Juli 2014

 

ALTLEININGEN:
Gelungene Premiere der Komödie „Weltuntergang“
bei den Burgspielen Altleiningen

 

Trotz harter Konkurrenz durch die Fußball-Weltmeisterschaft zog es am Samstag doch der eine oder andere vor, das heimische Sofa Sofa sein zu lassen und bei den Burgspielen Altleiningen vorbeizuschauen. Und diese Wagemutigen wurden nicht enttäuscht: Das Theater-Ensemble brillierte vor fast ausverkauftem Haus bei der Umsetzung der Komödie „Weltuntergang“ (1936) des österreichischen Autoren Jura Soyfer.

Die drohende Apokalypse – ohnehin dramatischer, als es das Spiel Brasilien-Chile jemals sein könnte.
Nein, es ist trotz des hohen unterhaltsamen Werts dieses Stücks beileibe kein leichter Stoff, den sich die Altleininger Kulturschaffenden da für diesen Sommer ausgesucht haben. Das Stück ist, mit dem heutigen Wissen, von nahezu unheimlicher prophetischer Qualität. Das Böse liegt in der Luft. Es scheint, als hätte Autor Soyfer die dunkeln Wolken der herannahenden Katastrophe, des Zweiten Weltkriegs, irgendwie vorhergesehen.

Der „Planetenreigen“: Mond, Komet „Konrad“, Venus, Mars und Saturn kreisen um die Sonne

Das Stück beginnt miteinem Planetenwalzer. Die Sonne dirigiert dabei Mars, Venus und Saturn. Hervorragend: die Kostümierung. Schon alleine für den Fleisch gewordenen Saturn (Alexander Maier) hätte sich die Anreise zur Burg gelohnt.

Die kosmische Harmonie wird aber von der Erde gestört, die aus dem Takt gerät. Schnell ist der Schuldige ausgemacht: der Mensch. Das planetarische Gericht entschließt sich daher, dem Menschen den Garaus zu machen, um wieder sphärische Vollkommenheit herzustellen. Die Vernichtung soll durch einen Aufprall des Kometen Konrad bewerkstelligt werden.

Professor Guck alias Alexander Maier

Auf der Erde ist Professor Guck der einzige, der den drohenden Weltuntergang verhindern könnte. Er hat sogar eine Erfindung entwickelt, die den Kometen Konrad von der Erde ablenken könnte. Doch niemand will ihm zuhören …

32 Charaktere hat Jura Soyfer in seine satirische Komödie gepackt. Unter der Leitung von Susanne Rechner und Manuela Spieß schlüpfen 13 Schauspieler in jeweils zwei bis vier Rollen. Das bedeutete: Hinter den Kulissen war immer mächtig Betrieb. Binnen kürzester Zeit musste sich umgeschminkt und umgezogen werden. Eine große, logistische Herausforderung für das Ensemble, die dieses fantastisch gemeistert hat.

 

Der amerikanische Jet-Set kurz vor dem Start der rettenden Rakete …
… während Journalisten permanent das Geschehen auf dem Erdball verfolgen

Fantastisch gemeistert hat auch Alexander Maier seine(n) Job(s). Seine Darstellung des an seinen Mitmenschen schier verzweifelnden Professor Gucks war auf den Punkt gebracht. Man konnte fast Mitleid mit ihm haben.

Moses Back in der Rolle des „Führers“

Auch Moses Back wusste in seiner Rolle besonders zu gefallen. Back gab in dem Stück den „Führer“, eine Figur, die unzweifelhaft Adolf Hitler nachempfunden war. Da gab es anfangs nur zaghafte Lacher, man traute sich im Publikum nicht so richtig. Über Hitler lachen, darf man das? Der altbekannte „Ho-ho-ho“-Effekt, den schon TV-Entertainer Harald Schmidt immer bei seinem Publikum ausmachte, sobald der Name „Hitler“ in einem Gag fiel. Da will schließlich niemand der erste sein, der sich beim Losprusten wild auf die Schenkel klopft. Es spricht sowohl für das Stück als auch für Darsteller Back, dass er dieses Eis zu brechen wusste. Als später des „Führers“ Stiefel immer wieder slapstickmäßig im Stück auftauchte, um Guck in den Allerwertesten zu treten, da lachte das Publikum lauthals mit.

Und der Rest des Ensembles, zu dem auch Tänzerinnen der Showtanzgruppe Dauth gehörten?

Zwei Diplomaten unterhalten sich über die „Bürden“ des Lebens

Geschlossene Mannschaftsleistung, würde man im Fußball sagen. Wir freuen uns auf die nächsten Spiele.

Schlussapplaus bei der Premiere 2014