„Ein Sommernachtstraum“ als Jubiläumsgabe

Rheinpfalz vom 17.06.2000

ALTLEININGEN: Heute Premiere nach langer Umbaupause

 

Heute ist es soweit: Die Burgspiele Altleiningen feiern. Einerseits ihr Zwanzigjähriges, andererseits ihr so gut wie neues Theater, an dem sie praktisch bis jetzt, bis zum letzten Augenblick, mit geackert haben.

Beim Lokaltermin vor vier Wochen wurde noch gehackt und gehämmert. Dass das Werk termingerecht vollendet würde, war damals ebenso selbstverständlich wie unwahrscheinlich. „Natürlich“ ist es fertig, die Amateure sind zwar voller Schwielen und Verspannungen, aber der Vorhang öffnet sich heute Abend zum ersten Mal nach der baubedingten Zwangspause.

Und weil das so ist, und weil der Zwanzigste schließlich auch ’ne Party wert ist, haben die Burgspiele sich einen großen Wunsch erfüllt: sie spielen Shakespeares romantische Komödie „Ein Sommernachtstraum“.

Der Name sagt’s, es handelt sich um einen Traum voller Wirrungen und Irrungen, in dem zwei Liebespaare von Elfen verzaubert werden, so dass einer der Männer auf die andere Frau fixiert wird. Eine kurzweilige, possierliche, auch spannende Geschichte, die zum guten Ende führt. Aber allzu viel sollte hier nicht verraten werden.

Martin Steinmetz stellte sich trotz Generalprobe und Noch-Pinseln-Müssens dem Gespräch mit der RHEINPFALZ. 1980 habe alles begonnen. Spiritus rector sei Willy Rechner gewesen, der jedoch unerwartet früh wegen schwerer Leiden, die er aus dem Weltkrieg heimgebracht habe, starb. Was er noch vorbereitet hatte, habe man ihm zum Gedächtnis auch gespielt. 1986/87 sei es bei „Liselott von der Pfalz“ zum menschlichen und künstlerischen Durchbruch gekommen, man habe sich von Rechner lösen können und eine unabhängige Zukunft erkannt.

Klassiker und Komödien, Salonstücke und ein Thriller seien bisher gespielt worden, Routine habe sich eingestellt. Sämtliche Genres hätten ihre speziellen Freunde, immer früher seien die Theaterabende ausverkauft gewesen – zuverlässige Qualitätsbestätigung. 1991 schließlich sei aus dem „losen Haufen“ etwas Anständiges, ein eingetragener Verein nämlich, geworden.

Die Namen Gößling, Rechner und Steinmetz haben dort oben auf der Burg Theatergeschichte geschrieben. Neue Namen seien hinzugekommen, der Verein zähle heute rund 75 Mitglieder. Zwölf, 13 Jahre alt seien die „echten“ Theaterkinder – echt, weil ihre Eltern schon dabei gewesen seien, ehe sie zur Welt kamen. Wer die Burgspieler kennt, weiß, dass „unechte“, um im Bild zu bleiben, ebenso herzlich willkommen sind. Den eigenen Nachwuchs zu ziehen, das ist ’ne tolle und eher seltene Sache, wenn man mal vom Sport absieht.

Der „Sommernachtstraum“ zeigte sich bei aller Leichtigkeit und offenbar problemlos die Jahrhunderte überdauernden Anziehungskraft anfangs eher störrisch: Zum Fundus der Burgspieler, so Steinmetz, gehörten keine Liebespaare. Und davon braucht der Traum gleich zwei, also musste die Mundtrommel ‚ran. In den Familien und im Leininger Gymnasium wurde erfolgreich gefahndet. Die risikofreudigen Burgspiele besetzten drei von vier Hauptrollen mit Neuen.

Natürlich dauere es immer ein paar Monate, bevor der berühmte Funke überspringe, das gelte für alle Bereiche, vom ersten Techniker bis zu den Schauspielern. Auch gebe es immer wieder Leute, denen Proberei und Aufführungen zu viel Zeit wegnehmen.

Auf die Frage nach neuen Erfahrungen berichtete Steinmetz vom Mannheimer Maimarkt. Die Verkehrsvereinigung Leiningerland habe vorgeschlagen, dass die Burgspiele sich dort präsentieren. Chancen muss man ergreifen: Letztes Jahr zeigten sie auf dem Maimarkt, wie man sich schminkt, dieses Jahr (auf neuer Bühne) alte Tänze. 

In den 80er Jahren machten die Burgspieler ihre ersten Fernseherfahrungen, als im Südwestfunk Pfälzer Ortschaften vorgestellt wurden – eine Karriere, die keinesfalls abgeschlossen ist. Nun dürfen sich die Theaterfreunde auf einen der zwölf Theaterabende des ersten Jahres nach dem Millennium freuen.

Die sind zwar so gut wie ausverkauft, aber einzelne Karten, meint Steinmetz, könnten immerhin noch ergattert werden. (ema)