„Die acht Frauen“ (Susanne Back)

 

Quelle: Verlag: DIE RHEINPFALZ, Publikation: Unterhaardter Rundschau, Dienstag, 22. Juni 2010

 

ALTLEININGEN:
Wer hat den Papa ermordet?
Gelungene Premiere der Kriminalkomödie „Die acht Frauen“ bei den Altleininger Burgspielen

 

 

Was tun acht völlig von der Außenwelt abgeschnittene Frauen, die in ihrer Villa eines Morgens die Leiche des Hausherrn entdecken? Sie wissen, dass die Mörderin eine von ihnen sein muss und begeben sich auf Spurensuche.

So geschehen in Altleiningen, wo die Burgspiele am Samstagabend mit der vergnüglichen Kriminalkomödie „Die acht Frauen“ Premiere feierten.Anlässlich ihres 30. Geburtstags haben die Burgspieler insofern ein besonderes Stück gewählt, als es – in der Theaterliteratur eher selten – für ein rein weibliches Ensemble konzipiert ist.

Die Kriminalkomödie „Die acht Frauen“ von Robert Thomas spiegelt die weiblichen Archetypen schlechthin: Da ist die Femme fatale, die jugendlich Naive, die schrullige Alte, die Gütige, die alte Jungfer. Solcherlei Charaktere in einer bestimmten Konfliktsituation aufeinander treffen zu lassen, ist an sich nichts Besonderes. Was das Stück des Franzosen Thomas auszeichnet, sind die vielen unerwarteten Brüche und Wendungen, die die Handlung in immer schnellerem Tempo vorantreiben. Die erfahrenen Regisseurinnen Susanne Rechner und Manuela Spieß haben in der Altleininger Inszenierung jedem einzelnen Darsteller zu einer individuellen „Duftnote“ verholfen und acht fein gezeichnete Charaktere herausgearbeitet. Jede der Damen besitzt ihren ganz eigenen Charme, und die vortrefflich ausgearbeitete Maske sowie Kostüme, die von Rita Daiker und Marlies Minnebusch maßgeschneidert wurden, unterstützen die Darstellerinnen zusätzlich.

Beste Voraussetzungen also, das Publikum mitzunehmen auf eine nicht immer ernst gemeinte Reise in die 1950er Jahre und in eine familiäre Gesellschaft, deren über Jahre hinweg fein säuberlich konstruierte Strukturen aufplatzen wie rissiges Mauerwerk. Ort des Geschehens ist die abgelegene Villa des Fabrikanten Marcel, wo sich kurz vor Weihnachten die weiblichen Familienmitglieder treffen, um gemeinsam die Feiertage zu verbringen. Als der Hausherr und einzige Mann weit und breit mit einem Messer im Rücken tot aufgefunden wird, ist schnell klar, dass nur eine der anwesenden Damen die Mörderin sein kann. Aber wer?

Zu Beginn der spannenden Komödie traut man keiner einen derartigen Mord zu, am Ende, wenn viele Masken gefallen sind, jeder einzelnen. Sie haben Marcel betrogen und belogen, hatten eine heiße Affäre mit ihm oder waren heimlich in ihn verliebt, Motive gibt es reichlich.

Da wäre zunächst Gaby, die Ehefrau des Getöteten und das Zentrum der Familie, die von Susanne Rechner zunächst mit unterkühlter Distanz gespielt wird, bevor heftige Gefühlsausbrüche beweisen, wie wichtig ihr das Festhalten am gesellschaftlichen Aufstieg ist.

Susanne Rechner in der Rolle der kühlen Gaby

Die besonnene Tochter Suzanne (Manuela Spieß), kaum richtig erwachsen, enttäuscht ihren Vater durch eine allzu frühe Schwangerschaft.

Ihre jüngere Schwester Catherine, ein ungestümer Wildfang, den Franziska Schmitt mit jugendlicher Leichtigkeit mimt, liest leidenschaftlich gerne Krimis und übernimmt bald die Rolle der Detektivin, um herauszubekommen, wer ihren geliebten Papa ermordet hat.

Die beiden Schwestern Catherine (Franziska Schmitt) und Suzanne (Manuela Spieß)

Hat Großmama etwas damit zu tun, die auf ihren Aktien hockt wie eine Glucke? Ute Schmitt sorgt mit ihrer tütteligen Art, am Stock über die Bühne zu tippeln, immer wieder für Lacher.

Ute Schmitt in der Rolle der Großmutter

Eine der skurrilsten Figuren im Hause ist Augustine, die altbackene Schwester Gabys, kurzatmig und hypochondrisch, eine „trockene Frucht“. Anja Gößling spielt die verschrobene graue Maus, die heimlich Liebesromane liest, herrlich schmallippig und mit sichtlicher Freude.

Anja Gössling (vorne links) spielt die hypochondrische Augustine

Auch die Köchin Madame Chanel (Kyra Schilling) sowie das aufreizende neue Hausmädchen Louise (Antje Kluzik) bringen immer neuen Schwung in die gegenseitigen Verdächtigungen.

Die Köchin Madame Chanel (Kyra Schilling) und …

… das Hausmädchen Louise (alias Antje Kluzik)

Und als schließlich noch Pierrette (Donja Reichert), Marcels mondäne Schwester mit undurchsichtiger Vergangenheit aufkreuzt, wird die Luft immer dünner.

Gaby (Susanne Rechner) und Pierrette (Donja Reichert)

Dass die gesamte Inszenierung trotz allem Tiefsinn zuweilen augenzwinkernd parodistische Züge aufweist, beweisen auch die musikalisch untermalten Ringkämpfe, die sich einige der Streithähne liefern. Sogar einzelne Requisiten im vom Artur Daiker aufwändig gestalteten Bühnenbild fallen hier und da wie die Lebenslüge einiger Familienmitglieder in sich zusammen.

Streitszene

Nach der überraschenden Auflösung des spannenden Krimi-Rätsels werden die Altleininger Akteure zurecht mit reichlich Applaus gefeiert.

Schlussbild, frei nach Loriot: „Das Bild hing schief …