Ein passendes Geschenk zum Jubiläum (Waltraud Werdelis)
Quelle: DIE RHEINPFALZ Regionalausgabe: Unterhaardter Rundschau Nr.140, Montag, den 20. Juni 2005
ALTLEININGEN: Publikum mit „Viel Lärm um Nichts“ zum 25. Geburtstag der Burgspiele erfreut
Unbeschwert und sommerlich leicht sollte das Theaterstück sein, das die Burgspiele Altleiningen sich und ihrem treuen Publikum anlässlich des 25. Geburtstags der Schauspielgruppe zum Geschenk machen wollten. Die Wahl fiel auf Shakespeares „Viel Lärm um Nichts“, und die Premiere am Samstag im Theatersaal der Burg bewies, dass es eine kluge Wahl und ein passendes Geschenk war.
Im Hause von Leonato, dem Statthalter von Messina, überstürzen sich die Ereignisse, nachdem Prinz Don Pedro mit seinem illegitimen und daher Übles im Schilde führenden Bruder Don Juan und beiderseitigem Gefolge dort eingetroffen ist. Während Claudio, ein junger Graf, sich auf den ersten Blick in Leonatos Tochter Hero verliebt und mit Hilfe des Prinzen erfolgreich um ihre Hand anhält, üben sich Leonatos Nichte Beatrice und des Prinzen Edelmann Benedict darin, Hohn und Spott übereinander auszugießen und aller Welt zu beteuern, wie sehr man sich doch hasse und überdies niemals sein Herz an das andere Geschlecht verlieren werde.
Don Juan ersinnt unterdessen einen Plan, wie das allseits fröhliche Treiben zu stören sei: Er macht Don Pedro und Claudio glauben, die süße Hero habe sich kurz vor der Hochzeit noch mit Juans Diener Borachio vergnügt. Während diese Intrige das junge Paar auseinander bringen soll, hat die List Don Pedros ein anderes Ziel: Beatrice soll glauben, Benedict sei unsterblich in sie verliebt, fürchte aber ihren Spott. Die gleiche Geschichte tischen sie Benedict auf, und natürlich funktioniert der Plan. Doch da naht schon das von Don Juan angerichtete Unheil: Während der Trauung offenbart Claudio die angebliche Verderbtheit Heros und verstößt sie. Leonatos Gesellschaft ist gedemütigt, und Beatrice sinnt auf Rache: Als Liebesbeweis soll Benedict Claudio töten. Bevor die Komödie jedoch blutig enden kann, entdecken Hundsbeer und Saumseel, die verrückten Gerichtsdiener, die Lüge, und einer Doppel
Viele bewährte Mimen der Burgspiele tragen dazu bei, die turbulente Geschichte lustvoll auf die Bühne zu bringen. Da ist zum einen Willy Hiebert als Leonato, ein Gemütsmensch mit Witz und väterlichem Charme. Alexander Maier als Don Juan darf (wie in der „Hexenjagd“) wieder einmal beweisen, dass er das Zeug hat, einen Schurken überzeugend darzustellen, und Martin Steinmetz in der Rolle seines Bruders nimmt die Hürde, seine edle Gesinnung nach dem vermeintlichen Skandal um Hero in eine bedrohlich herrische zu verwandeln, mit Bravour.
In kleineren Rollen sind neben zahlreichen, meist stumm agierenden Höflingen und Kindern Bärbel Aue, Donja Reichert, Kim Gößling, Robert Kirchner, Thomas Mann, Heinrich Schumann und Barry Neuner beziehungsweise Thomas Herold (sie teilen sich in dieser Saison eine Rolle) zu sehen.
Auch wenn „Viel Lärm um Nichts“ tatsächlich viele gleichberechtigte Figuren enthält, so hat Shakespeare doch eindeutig die beiden Liebespaare und die tölpelhaften Gerichtsdiener im Fokus. Letztere (Markus Jotter und Peter Steidel) wachsen bei der schwierigen Aufgabe, permanent völlig widersinniges Zeug von sich zu geben, komödiantisch über sich hinaus. Sie sind witzig, und es scheint durch, wie viel Mühe sich Susanne Rechner und Carsten Gößling als Regisseure gegeben haben, ihren Part mit netten Regieeinfällen auszustatten, damit Hundsbeer und Saumseel ihrem Affen (dem Publikum) reichlich Zucker geben können.
Als Neulinge agieren Sarah Lewark (Hero) und Andreas Schmid (Claudio) mit bemerkenswerter Sicherheit und Authentizität. Ihnen gebührt angesichts der Herausforderung, von einem extremen Gefühlszustand in den anderen zu fallen, höchstes Lob. Bleiben Benedict und Beatrice, deren Wortgefechte doch einen Großteil des Vergnügens in „Viel Lärm um Nichts“ ausmachen. In diesen Rollen haben sich die beiden Regisseure bewusst zurückgenommen, um die anderen Figuren mehr zur Geltung zu bringen. Dem Stück tut das leider nicht besonders gut. Rechner und Gößling – beide hervorragende Schauspieler – wären hier besser über den Schatten der Bescheidenheit gesprungen und hätten sich mehr Raum für Gezänk und Wortwitz geben sollen, um ihrer plötzlichen Abkehr von der Ehefeindlichkeit noch mehr Würze zu verleihen.
Während das Kostümbildnerteam um Gerlinde Rechner großartige Arbeit darin geleistet hat, die Symmetrie in Handlung und Personengruppen sichtbar zu machen, lässt das Bühnenbild dagegen einige Fragen offen. Nach der aufwändigen und requisitenreichen Szenerie für „Magnolien im Herbst“ im vergangenen Jahr tut der minimalistische Bühnenhintergrund sicher gut und entspricht auch der Aufführungspraxis zu Shakespeares Zeit. Aber dem Zuschauer erschließt sich meist nicht, warum während der Szenen die Klappwände der durchaus reizvollen Holzkonstruktion so oft auf- und zugemacht werden oder das Spiel mit rollenden Bäumchen so stark übertrieben wird.
Trotz dieser Wermutstropfen ist die Burgspiele-Version von „Viel Lärm um Nichts“ auf jeden Fall sehenswert und wird dem Jubiläum mehr als gerecht. Das Premierenpublikum zumindest sparte nicht mit Szenen- und Schlussapplaus.